Manuela Kinzel Verlag



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claudia pohel

Interview

Claudia Pohel im Gespräch mit Renate Kuck

Vielen ist Claudia Pohel durch ihre zahlreichen Auftritte und Gemäldeausstellungen bekannt, doch wer kennt sie wirklich.
Aufgewachsen in Wiesensteig wurden Sie schon sehr jung von Ihrem Vater in die Musik- und Kunstwelt eingeführt. War es eher der Wunsch und der Ehrgeiz ihres Vaters oder hat sie die Künstlerwelt schon in Ihrer Kindheit begeistert?

Mein Vater, der selbst ohne Vater (er war im Krieg geblieben) aufwuchs, ist ein Familienmensch. Mit meiner Mutter (beide haben am selben Tag Geburtstag) hat er sicher die passende Frau gefunden- immerhin sind wir 4 Kinder und eine große Familie.
In seinen Möglichkeiten hat er alles ausgeschöpft, um der Familie ein gutes Zuhause zu geben. Sein Gesangsstudium war seine Leidenschaft, den Hang zur Kunst hat er mir natürlich mitgegeben.
Meine Mutter hat ihn sehr unterstützt. Es gab immer Musiker im Haus, Proben und Schüler, die mich in meinem Leben angesteckt haben. Das war spannend und hatte was von großer Welt im kleinen Wiesensteig.
Es gab für mich nie einen Zwang den Unterricht beim Vater zu erhalten. Im Gegenteil.
Ich wollte das schon sehr früh.
Meine Eltern teilten die Begeisterung für Oper und Theater. Auch gab es immer Regale mit guter Literatur, und so war ich in jungen Jahren mit den Klassikern im Bett, ging zur Disco und las danach Eichendorff Gedichte, oder Krieg und Frieden. Nicht selten schwere Kost für ein sehr junges Mädchen, aber das wollte ich einfach. Bis heute bin ich ununterbrochen in den Stadtbibliotheken meiner aktuellen Wohnsitze anzutreffen. Das Internet ist inzwischen eine Hauptquelle für meine Recherchen, wenn mich ein Thema packt und umtreibt.

Sind es Ihre Gedanken und Gefühle die Sie in Ihren Texten wiedergeben und in Ihren Liedern musikalisch zum Ausdruck bringen?

Natürlich gibt man unglaublich viel von seinem Innersten preis, als Textdichter schreibt man - wenn man authentisch sein will - oft mehr als man will über sein Eigenleben, aber es ergibt sich aus der Tatsache, daß man die Gegenwart reflektiert und sich selbst darin. Man spricht ja als ein Teil der jetzigen Gesellschaft - eine Generation inmitten aller. Die Aufgabe für mich liegt darin Bilder zu schaffen in denen sich die Menschen selbst wieder erkennen und mit mir einen Teil des jetzigen Daseins bilden wo sich Fragen und Antworten bewegen. So gesehen ist das was ich mache ein Teil meiner und unserer Zeit. Vielleicht sogar später ein Relikt aus dem Jahrgang meiner Lebenszeit. Ob es einmal Aufschluss über uns gibt werden wir nicht unbedingt erleben. Wir leben ja auch in einem enormen Umbruch. Ich schreibe darüber weil es mich umtreibt.

Komponieren und Texten Sie alle Ihre Lieder selbst, oder haben Sie Unterstützung?

Das ist ein wichtiges Thema. Ich lege viel Wert darauf, das alles aus einer - also in dem Fall meiner - Feder stammt. Ich bin auch sehr selbstkritisch und sehr lange nicht zufrieden. Manchmal hat man auch einen wunderbaren Tag und es fließt am Stück ohne Pause und ist sofort vollendet. Inspirationen bekommt man zeitlebens von allen Stilrichtungen. Man muss offen sein.
Welche Richtung dann aber beeinflusst, nimmt man nicht immer sofort wahr, wenn ein Stück in der Endfassung steht, ist man mitunter auch manchmal selbst erstaunt, was man darin eingeflochten hat.

Was meinen Sie? Sind es persönliche Veränderungen die dazu führen, dass man sich künstlerisch weiterentwickelt.

Auf jeden Fall muss ein Künstler seinen Weg gehen. Wenn er sich selbst treu bleibt muss er die Veränderungen in Kauf nehmen auch wenn es dadurch nicht selten finanziell chaotisch werden könnte. Man verliert immer etwas, wenn man Platz braucht für neues. Loslassen ist wichtig. Ich glaube für mich ist Stagnation die anstrengendste Phase. Wenn alles stillsteht und sich auf Lorbeeren ausruht, genieße ich eine Weile die Pause, aber dann muss wieder etwas passieren.

In wie weit spielen das Umfeld, Gesellschaft und Politik für Sie persönlich dabei eine Rolle?

Eine sehr große. Niemals kann ich die Augen zumachen und ein verklärtes Künstlerdasein leben. Die Realität ist vielschichtig wenn man genau hin schaut und dadurch immer Teil meiner Texte, darin lebe ich, darüber schreibe ich und damit erkläre ich ein Stück von uns allen, wenn man den Stil mag, den ich habe.
Die Nebenschauplätze der Politik sind für mich oft wichtiger als die große Informationssoße, die man uns gemeinhin präsentiert. Hierzu muss man aber freiwillig recherchieren und nachlesen. Dann entdeckt man die zwischenmenschlichen Ungereimtheiten, nebst Eitelkeit und Machtgetue. Die kleinen und großen Unzulänglichkeiten, die mich auch oft sehr inspirieren.

Welche Musikinstrumente beherrschen Sie und welches verwenden Sie am liebsten?

Ich spiele seit meinem 5.Lebensjahr Gitarre und habe mit 26 Jahren noch Harfe gelernt, einen stillen Traum den ich mir erfüllt habe. Liebe auf den ersten Griff, sozusagen. Die Harfe spiele ich ähnlich wie ein begleitendes Klavier, bei Lyrik einfach wunderbar. Die Gitarre ist vielseitig einsetzbar. jazzig, darkgreysig, klassisch, kratzig,........usw.
Mundartlieder spiele ich lieber auf der Gitarre, da setze ich immer den ganzen Körper ein und bin froh, das das Instrument an meinem Hals hängt und ich die Hände frei habe.

Wer Sie noch von früher als Claudia Pohl kennt, stolpert oft noch über Ihren veränderten Nachnamen. Bestimmt haben sich viele so wie ich gedacht, dass Ihr Name falsch geschrieben wurde. Was hat sie zu der Namensänderung veranlasst?

Es gibt 280 Claudia Pohls in Deutschland und davon zu viele Künstlerinnen mit denen ich immer wieder verwechselt wurde. 2001 entschied ich eine kleine Änderung vor zu nehmen, ein Vokal war da die einzig passende Möglichkeit, das Rechtsamt in Göppingen hat mich da gut beraten und danach mussten alle Urkunden erneuert werden. Ganz so einfach ist das allerdings nicht, man muss das auch nachweisen.
Ich habe diese Änderung nie bereut, seither werde ich zwar manchmal gesucht aber wenn ich gefunden werde, dann sicher. Das Internet hat zahlreiche Fotos von mir, also findet man mich auch.

Seit mehreren (24)Jahren sind Sie freischaffende Künstlerin und ständig unterwegs zu Ihren zahlreichen Fans. Ist so ein Leben nicht sehr stressig?

Ich bin ein Mensch der Umtrieb mag. Auch habe ich Züge eines Vagabunden in mir und reise einfach gerne umher. Unterwegs bin ich stets neugierig und ich nehme viel mit, auf den Wegen durch Gegenden, in die ich sonst nie gekommen wäre. Reisen bildet nicht umsonst.
Durch den Umzug an den Bodensee fahre ich quer durch mein Land. Es gibt tausend Wege zum See, habe ich festgestellt. Man lernt die Dörfer und Städte kennen, auch die Baustellen auf den Autobahnen. Die Unterschiede in jeder Region sind sehr spannend. So gerne ich daheim am See bin, genauso gerne reise ich auch.
Mein Beruf passt also sehr gut zu mir. Das ist ein großes Glück. Darüber bin ich mir auch voll und ganz bewusst. Die Anstrengungen muss man mit Pausen kompensieren. Sonst erschöpft man sich zu sehr und dann leidet die Kreativität und letztlich dann auch die Gesundheit.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Ich habe mein 25. Bühnenjubiläum 2014. Das wundert mich selbst.
Niemals möchte ich meinen Wunsch nach Wissen verlieren, oder gleichgültig werden. Ich möchte die Freundschaft und Inspiration unter meinen Kollegen pflegen. Dieses Zusammensein ist immer eine Art Familientreffen und ein bunter Reigen an Kreativität in dieser, unserer gemeinsamen Zeit.
Nächstes Jahr werde ich 50 und ehrlich ,ich empfinde mich wirklich in meiner Haut. Ich liebe mein Leben und bin glücklich darin, auch wenn das Kreuz schmerzt von schwerem Musiker Equipment, immerhin habe ich bereits mit 15 Jahren mit der Schlepperei angefangen. Irgendwann ist man dann mit dem Orthopäden per Du.
Ich wünsche mir für die Zukunft das ich mein Publikum weiterhin anstecken kann das es neugierig auf mich bleibt und überrascht werden kann. Dann kann ich Ideen umsetzen die ich vorhabe und ich habe immer etwas vor Vermutlich werde ich immer einen Weg finden mich auszudrücken. Als Malerin, Musikerin, Dichterin oder einfach nur als ich, als ganz normaler Mensch, Claudia.